#12von12 – Mein 12. August 2021 in Bildern
17. August 2021
Ich nehme Sie mit durch meinen 12. August 2021. Ein Tag, der vielversprechend begann und letztendlich eine Migräne brachte, die fast 3 Tage blieb.
Als ich das erstemal von diesem Format lass, dachte ich: was, wenn ich an solch einem Tag Migräne habe? Werde ich dann trotzdem diesen Tag dokumentieren? Werde ich mich mit diesem Anteil meines Lebens zeigen? Wie wird das auf meine Leser und meine Kunden wirken? Will das echt jemand wissen? Was werde ich ernten: Mitleid, gut gemeinte Ratschläge, Abwehr oder Anteilnahme, Akzeptanz, Verständnis? Da ich mich entschieden habe, auch die Schattenseiten meines Lebens zu zeigen, gibt es hier nun einen Einblick in mein Leben mit Migräne. Kennen Sie Menschen, die auch daran leiden? Arbeiten Sie vielleicht mit jemanden zusammen und kennen die besonderen Herausforderungen, die sich daraus ergeben? Oder sind gar selbst betrofffen? Für jeden ist es anders, doch alle kämpfen mit ähnliche Problemen und hegen den Traum von Heilung.
1. Schreiben am Frühstückstisch – der Weg des Künstlers
Der Wecker holt mich heute um 05:00 Uhr mit leiser Musik aus meinen Träumen, doch ich lasse es langsam angehen. Um 05:30 Uhr sitze ich in der Küche, der Frühstücksbrei köchelt auf dem Herd und ich schreibe. Zurzeit verändere ich meine Morgenroutine. Dazu gehört auch mal wieder das Schreiben der Morgenseiten. Diese Methode der „Gehirnentleerung“ stammt aus dem Buch: Der Weg des Künstlers von Julia Cameron. Seit Jahrzehnten habe ich dieses Buch und fange immer wieder das Programm an. Doch bisher bin ich nicht über die erste Woche des Programmes hinaus gekommen. Die Morgenseiten habe ich zwar durchaus schon mehrere Wochen lang durchgehalten, jedoch selten im empfohlenen Umfang von 3 Seiten. Da mich das Buch nicht loslässt, ich auch immer mal wieder darauf gestoßen werde, höre ich es nun als Hörbuch, die erste Woche in der Dauerschleife.
2. Für die Hühner aufstehen
Um 06:05 Uhr geht die Sonne auf. Gut, heute ist sie von dichtem Nebel verborgen. Dann stehen die Hühner auch mal später auf. Hier bin ich mit Alma, einem meiner Lieblingshühner. Ich versorge die Hühner mit Wasser und Futter und reinige Stall und Gehege.
3. Morgendliche Gassirunde mit Lotte
Gegen 08:15 Uhr mache ich mich mit Lotte auf in den Wald. Ich genieße den wundervollen Ausblick ins Tal.
4. Nach Hause!
Nach der Waldrunde braucht Lotte erstmal einen Schluck Wasser, dann fahren wir nach Hause.
5. Es ist 09:51 Uhr – Migräne?
Kurz vor der Gassirunde zieht bereits unerwartet ein unangenehmer, noch leichter Schmerz vom Nacken bis ins Hirn. Eine wohlvertraute wie verhasste Empfindung. Am Wochenende wäre ich 4 Wochen migränefrei gewesen. Am Dienstag war es bereits ein körperliches Unwohlsein, das sich jedoch wegschlafen ließ. Also ein letztes Aufbegehren gegen den drohenden Anfall: ein Proteinshake – bei einer Migräne vergeht mir für 24 Stunden jeder Appetit und ein Triptan – was für eine Verschwendung – denn es wird nicht wirken. Dann gehe ich mit Wärmflasche wieder ins Bett – ja, auch bei Sommertemperatur ist mir jetzt kalt, bis auf die gelegentlich auftretenden Hitzewallungen, die bei Migräne gerne mehr werden. Lotte kommt mit, Schlafmaske auf und hoffen.
6. Es ist 11:51 Uhr – die Migräne nimmt ihren Lauf
Ich habe 2 Stunden geschlafen, wirres Zeug geträumt, auch typisch. Und es geht mir nicht besser. Hinter dem rechten Augen ein dumpfer, drückender Schmerz, erste Übelkeit. Der Shake war doch keine gute Idee, der Körper hat bereits die Verdauung eingestellt. Die Migräne hat sich mal wieder einen unpassenden Tag ausgesucht. Gut, mir passt es zwar nie, aber da gibt es schon Unterschiede. Doch ich sage einfach sehr ungern meiner kleinen Nachbarin das gemeinsame Malen ab, auf das wir uns seit Tagen freuen. Die morgige Englischstunde wird dann wohl auch nichts. Ich schreibe mal wieder eine WhatsApp o. ä. um meine Termine abzusagen. Mir ist zum Heulen.
7. Irgendwas geht immer – jetzt nicht aufgeben!
Solange noch ein Rest Energie in mir ist, mache ich eine Englischlektion damit ich meinen Streak von 176 Tagen halten kann.
8. Es ist 14:00 Uhr – was ich noch tun kann, bevor garnichts mehr geht
Ich quäle mich nochmal auf und schaue ein letztes Mal nach den Hühnern. Später würd sich die Familie darum kümmern.
9. Chrysanthemen-Tee, Wasser und Wärmflasche – Fürsorge, wenn schon alles egal ist
Ich sage einen weiteren Termin ab, denn die Migräne lässt mich für 48 Stunden aus der Zeit fallen. Ich koche mir noch einen Chrysanthemen-Tee, weitere Wärmflaschen und versorge mich mit Wasser. Nicht das ich Durst haben werde, aber ich will auch nicht dehydrieren.
10. Übelkeit ertragen und die Zeit füllen
Ich muss mich das erste Mal übergeben. Übergeben verschafft Erleichterung – bis die nächste Welle kommt. Wenigstens das ist über die Jahre weniger geworden. Schlafen können ist ein wahrer Segen während einer Migräne: nichts sehen, nichts hören, nichts fühlen. In den wachen Momenten schwanke ich zwischen absoluter Stille und Ablenkung durch Hörbücher, heute ist es: Vielen Dank für das Leben von Sybille Berg. Hilfreich ist auch pendelndes Atmen (so nenne ich das). Beim Einatmen konzentriere ich mich auf eine schmerzfreie Stelle im Körper, beim Ausatmen gehe ich in den Schmerzpunkt, immer mit dem Atemrhythmus hin und her. Das tue ich, bis wieder einschlafe.
11. Sich den Kopf zerbrechen und die ewige Sehnsucht nach Heilung
Ich übergebe mich ein zweites und zum Glück letzten Mal. Ich grüble mal wieder über das Warum. Wetter: Hochdrucklage?! (ich liege eher bei schönem, als bei schlechten Wetter um), das Falsche gegessen?, Stress? (schon, aber keine großen Sachen), Entspannung? (ja, auch positiver Stress kann Migräne auslösen und ich habe doch einiges erledigt). Etwas versöhnlich stimmt mich, über drei Wochen, migränefrei gewesen zu sein. Doch irgendwie entzieht sich mir die Migräne und sie bleibt weiterhin unberechenbar.
12. Der Tag geht zu Ende – die Migräne bleibt
Der erste Tag ist fast rum. Ein weiterer Tag mit Schmerzen, ohne Übelkeit, aber absoluter körperlicher Schwäche steht mir noch bevor. Doch auch der wird vergehen. Gut, dass ich da noch nicht weiß, dass am dritten Tag die Migräne die Seite wechselt, von der rechten Seite auf die linke und ich in die Verlängerung gehe. Doch zum Glück kann ich am späten Nachmittag das Bett verlassen. Am vierten Tag noch leichtes Hirngrimmen, das bald vergeht. Was bleibt ist das Gefühl, wieder einmal ganze 3 Tage meines Lebens verloren zu haben und das statistisch gesehen 2x im Monat. Und die ewigen Fragen nach: Warum und wozu? Doch das sind andere Themen …