Collagen-Prozess 2023 – und raus bist du!

8. September 2023

Collagen-Projekt: 100x mache ich mir ein anderes Bild

In diesem Geiste begab ich mich Anfang des Jahres 2023 in einen weiteren Collagen-Prozess. Mein Vorhaben war es, im Laufe des Jahres 100 Collagen zu erschaffen. Ich wollte, dass diese Bilder einfach, anspruchslos(!?) und innerhalb eines einzigen Tages realisierbar wären. Die Collage als Methode galt es weiter zu erkunden, mich aus zu probieren und beschäftigt zu sein. Die Materialien, die mein Haushalt bot – alte Kataloge, Zeitungen, Bücher und meine bereits vorhandenen Collagenmaterialien – sollten meine kreative Spielwiese sein. Jede Collage würde ich auf braunes Kraftpapier (Din A3) kleben.

Der Weg beginnt: Von Januar bis Ende Mai

100x – das klingt ambitioniert? Vielleicht. Mit #malenimwald100/100 hatte ich das schon einmal geschafft. Motiviert startete ich im Januar 2023. Die Idee, acht bis neun Collagen pro Monat zu erschaffen, schien durchaus machbar. So lief es dann tatsächlich: Im Januar entstanden die geplanten acht Collagen, gefolgt von drei im Februar und sieben im März. Noch eine im April und drei im Mai. Damit waren es 22, und hier kannst du sie betrachten.

Collage 01-08, Januar 2023

Frau in Sankt Petersburg – 01/22

Technik: Zerreißen, schneiden, neu zusammensetzen und bemalen. Katalog, Brushpen und Fineliner.

Zeppelin – 02/22

Technik: Zerreißen und neu zusammensetzen. Kunstkalender, Zeitschriften, Brushpen und Fineliner. Ich finde das Bild schrecklich.

Traumort – einfach sein – 03/22

Zeitschriften und Fotoausdruck (unsere Hündin Lotte).

Hier würde ich gerne leben: Ein altes, gepflegtes Haus mit Fensterläden, umgeben von einem üppigen Garten mit Hühnern. Ich sitze in der Hängematte und lese. Nur wenige Schritte sind es mit dem Hund bis zum Meer.

Smoothie – 04/22

Selbstgemachte Collagenpapiere, Zeitschriften, weißer Wachsstift. Das Bild mag ich, das Ergebnis stellt mich zufrieden.

 

Frühstückshund -05/22

Kataloge, Zeitschriften. Dieses Bild begeistert die Clownin in mir und hat einfach Spaß gemacht.

Frau und Pferd – 06/22

Kataloge und Zeitschriften. Pferd und Frau gehörten nicht zusammen, passen aber umso besser. Das Zitat fand ich so zutreffend.

Kleines Wunder – 07/22

Zeitschriften und Collagenpapier. Das Bild gefällt mir nicht besonders. Jedoch mag ich die Geschichte dahinter: Im kleinen Mädchen ist die Frau schon angelegt. Auch wenn es mit Audrey Hepburn eher eine Kind-Frau ist. Der Schmetterling steht für den Wandlungsprozess.

Miniaturen – 08/22

Zeitschriften, begrenzte Materialauswahl. Hier habe ich das Zusammenstellen geübt. Dabei habe ich es nicht geschafft, im Abstrakten zu bleiben. Allerdings hat das Figürliche (Frau, Pferd, Hand) mich auch nicht abgeholt. Eindeutig zu viel los darauf und gleichzeitig sehr unfertig.

Collage 09- 11, Februar 2023

Rote Vögel – 09/22

Zeitschriften und Collagenpapiere. Bemalungen mit Fineliner und Brushpen. Hier passiert mehr Gestaltung und damit ist es eher meins.

Waldmädchen – 10/22

Zeitschriften, Serviette. Aquarell-Blätter mit Mustern: Ecoline-Flüssiges Aquarell, Fineliner.

Hier brach ich zum ersten Mal mit dem Vorsätzen: einfach, anspruchslos und innerhalb eines einzigen Tages realisierbar. Die Blätter beschäftigten mich mehrere Tage. Zuerst umriss ich die Blattformen auf dem Aquarellpapier, dann kam der Farbverlauf, und im nächsten Schritt zeichnete ich die Muster. Diese Arbeit machte mir viel Spaß und entspannte mich sehr. Immer mal wieder setzte ich mich daran, bis alle Blätter mit Mustern geschmückt waren. Dann wurden alle ausgeschnitten.

Hier gab es auch den Wechsel vom Zufall zur geplanten Bildidee. Was tun mit den Blättern? Baum, Busch oder Blätterhaufen? Letzteres. Das Mädchen, die Hand, die Blüten und der Vogel beleben das Ganze. An diesem Bild mag ich besonders seine Farben (die der Fotografie kaum entspricht).

Blütenregen – 11/22

Zeitschrift, Aquarellblüten mit Mustern: Ecoline-Flüssiges Aquarell, Fineliner.

Hier entstanden viele Blüten, jede ein Unikat. Auch hier schenkte mir der Entstehungsprozess entspannte Stunden, eher Tage.

Collage 12-18, März 2023

Vögel füttern – 12/22

Zeitschrift, Computerausdruck, gefertigte Aquarellvögel (Ecoline-Flüssiges Aquarell, Fineliner). Mit Pustetechnik: Flüssige Aquarellfarbe oder Tinte wird mit einem Strohhalm über das Papier gepustet.

Zuerst entstanden die Vögel in Aquarelltechnik, wurden bemalt und ausgeschnitten. Dann kam die Idee vom Füttern. Die Hand ist aus einer Zeitschrift, die Futterschale habe ich in passender Größe ausgedruckt. Dann wurde der Hintergrund mit Pustetechnik gestaltet und alle Teile aufgeklebt. Ich erinnere mich an zähes Ringen mit der Bildidee. Die Collage lag über mehrere Tage, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war.

Steine und Schmetterlinge – 13/22

Zeitschrift, Collagenpapier. Aquarellsteine und -schmetterlinge mit Mustern: Ecoline-Flüssiges Aquarell, Fineliner.

Hier verbrachte ich viel Zeit damit, Steine und Schmetterlinge herzustellen. Wieder mit reichlich Muse. Die Hand im Bild lässt Raum zur Interpretation. Was denkst du darüber?

Frühlings-Feen – 14/22

Zeitschriften. Selbstgemachte Feen und Aquarellflügel mit Mustern: Ecoline-Flüssiges Aquarell, Fineliner, Brushpen.

Hier bekamen einige Schmetterlingsflügel neue Aufgaben: nämlich kleine Superwomen flügge zu machen. Ich hatte meinen Spaß dabei.

Die Kirschfresserin – 15/22

Kataloge und Zeitschriften. Ich habe Vögel aus Zeitschriften ausgeschnitten oder extra ausgedruckt. Das Gesicht habe ich auf Pappe gemalt. Dafür hatte ich ein Foto von mir gemacht.

Hier stört mich zum ersten Mal so richtig das braune Kraftpapier. Ich war echt geneigt, den Hintergrund blau zu malen. Ich mag das Bild sehr, ich stehe halt auf „Schreibilder“. Irgendwann widme ich ihnen einen eigenen Beitrag. Wobei die Figur ja nicht unbedingt schreit, oder vielleicht doch?

Frau sperrt Mund auf, Vögel füttern sie mit Kirschen

Frau mit Kuschelhase – 16/22

Kataloge, Zeitschriften, Collagenpapiere.

Abendstimmung am Fenster -17/22

Kataloge (na, weißt du auch welche?) und Zeitschrift. Ich mag die erzeugte Abendstimmung – entspannt.

Aquarium -18/22

Selbstgemachte Aquarellfische, Zeitungsfoto und Collagenpapier in gelb und blau. Bemalt mit Marker, Fineliner und Brushpen. Hier sind zunächst die Fische entstanden. Ja, auch die haben sehr viel Spaß gemacht. Die Bildidee ist angelehnt an das Bilderbuch von Daniel Napp: Dr. Brumm steckt fest. Ist halt nicht so lustig :((( geworden.

Collage 19, April 2023

Katze auf Kissen -19/22

Stoffe, Kordeln und Borten, sowie Collagen- und Geschenkpapier und Zeitschrift. Mit Marker und Fineliner bemalt.

Die erste Collage mit Stoff auf Papier und auch die letzte, da das Kleben mit Collagenkleber, besonders bei den Bändern und Borten, nicht gut funktionierte. Die Bildidee ist von juniemond, pinterest. Allerdings führte mich diese Collage zur Stoffcollage, an der ich aktuell arbeite.

Collagen 20-22, Mai 2023

Collage mit Zitat  (18.05.) – 20/22

Zeitschriften, Kalenderblatt und Collagenpapier. Muster mit Fineliner gemalt.

Frau in Rot (20.05.) – 21/22

Selbstgemachter Schmetterling, Gelli-Print und Zeitungsfotos. Bemalt mit verschiedenerlei Acrylfarben und Fineliner. Hier gibt es eine weitere Neuerung, zu dem eine mit echtem Suchtcharakter:

Der Gelli Print – auch Gelatine-Druck, Gel-Druck oder Gelli-Druck genannt – ist eine Druckform, die zur Monoprint-Technik (Monodruck) gehört. Das heißt, dass bei jedem Druckvorgang ein einzigartiges Bild entsteht, das man genauso 1:1 nicht mehr reproduzieren kann. Es entsteht also mit jedem Druck-Abzug ein Unikat. (Quelle: Google)

Die Galle  (31.05.) – 22/22

Zeitschriften, „Aquarell-Steine“, eine alte Neurographik und ein Computerausdruck von Leber mit Galle. Bemalt mit Fineliner.

Die finale Collage am 31.Mai 2023, sieben Tage nach der Gallenentfernung, gleich noch mehr dazu.

Mein Mai 2023 – Unerwartetes meistern

Dieser Ausschnitt ist aus meiner Collagen-Vision für 2023.

Mein Collagenprojekt: ich mache mir 100x ein anderes Bild war ins Stocken geraten, ich war verdrossen und lustlos. Mochte ich Collagieren überhaupt? Lag mir diese Technik? Gefiel mir was ich da produzierte? Das fragte ich mich mehr als einmal.

Das es für diesen Zustand auch einen körperlichen Grund gab, wurde Ende Mai eindeutig diagnostiziert. Oberbauchschmerzen, die mich schon viele Jahren gequält hatten, stellten sich als chronische Gallenentzündung heraus. Die Galle war das letzte Mal 2019 (vor Corona) untersucht und bis dato nie eindeutig „beschuldigt“ wurden. Jetzt war sie als Übertäterin abbildbar und musste schleunigst raus.

Überhaupt war mein Mai voller unerwarteter, oft trauriger Ereignisse: Mein erstes Huhn war gestorben, ein zweites Huhn wurde mit Hormongabe gerettet und kräht jetzt. Mitte Mai verstarb der Schwiegervater. Am 22. Mai hieß es dann, die Galle muss raus, meine geplante Workation für die nächsten Tage platzte. Fluchen, heulen, akzeptieren, denn mir war klar, ich kann keine Woche länger warten. Nachdem ich bereits zwei Wochen den Arztbesuch vor mir hergeschoben hatte. Letztendlich konnte ich die Galle gut gehen lassen, ich denke die letzte Collage drückt das treffend aus.

Der Wendepunkt: Eine Entscheidung mit Konsequenzen

Danach nahm ich das Collagieren nicht mehr auf. Noch weitreichend war die Entscheidung Anfang August: Ohne großes Zögern warf ich meine Collagen-Materialien einfach weg. Es war eine echte Befreiung, die ich so nicht erwartet hatte. Drei Wäschekörbe gefüllt mit Zeitschriften, Katalogen, Büchern und Karten und der Inhalt einer großen Kiste landeten in der blauen Tonne. Ein Akt der Loslösung, der mich von den physischen Materialien befreite, aber zugleich meine Verbindung zur Kunst wieder öffnete. Ich räumte auch die Staffelei weg und machte Platz für einen Tisch, an dem ich sehr gerne schreibe. Wie gerade jetzt. Geplant hatte ich, mit dem Modellieren von Ton zu beginnen. Seit langem habe ich alle Materialien dazu zusammen. Leider habe ich zunehmend Schmerzen in den Daumensattelgelenken und weiß noch nicht, ob das überhaupt geht. Stattdessen arbeite ich aktuell an einer Stoffcollage, immer nur kurz, aber beständig. Mal sehen, wohin mich das führt.
Übrigens, dieser Blogbeitrag hat mich auch wieder mit dem Collagieren ausgesöhnt.

3 People reacted on this

  1. Liebe Silke, was für ein spannender Prozess. Es gibt einige Collagen, die mir gut gefallen, z. B. die mit den Blättern. Wie schön, dass du dich durch Kunst ausdrücken kannst.
    Viele Grüße, Korina

    1. Liebe Korina,

      vielen Dank für dein liebes Feedback! Es freut mich wirklich sehr, dass dir die Collagen gefallen, insbesondere die mit den Blättern.

      Es ist so bereichernd, dass meine Arbeiten positive Resonanz finden und Menschen wie dir Freude bereiten. Kunst verbindet uns auf besondere Weise und ich hoffe, dass ich auch weiterhin inspirierende Werke schaffen kann.

      Nochmals herzlichen Dank für deine netten Worte!

      Liebe Grüße,
      Silke

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