Kleine Wunder im Alltag: #8sammeln im September 2024

9. September 2024

Liebe Leserin, lieber Leser,

an (fast) jedem 8ten eines Monats, gilt für mich, bewusster im Hier und Jetzt zu sein und diese kleinen Wunder im Alltag zu dokumentieren. Mehr dazu im Schlusswort.

Magst du sie sehen? Na, dann komm mal mit!

01/08

Es ist Sonntagmorgen kurz nach 07:00 Uhr und ich bin im Hühnergehege. Futter und Wasser stehen bereit, und sauber habe ich auch schon gemacht. Jetzt ist Hühner-Leckerli-Zeit. So schaue ich vermutlich aus der Hühnerperspektive aus: strubbelig, mit verschmierter Brille und etwas skeptisch schmunzelnd. Gleichzeitig fasziniert davon, dass ich mit 56 plötzlich Locken bekomme.

02/08

Das ist Alma. Sie schaut mich prüfend an. Im Hintergrund steht Hildegard, die heute arg gerupft aussieht, da sie in der Mauser ist.

03/08

Plötzlich ertönen hinter mir blecherne Klopfgeräusche. Dolores hat das Glas mit den getrockneten Mehlwürmern entdeckt und versucht an die Würmer zukommen.

04/08

Ich schraube das Glas auf und stelle es auf meinen Schoß. Dolores flattert auf mein Bein und beginnt Mehlwürmer aus dem Glas zu picken. Nur Dolores traut sich das, die anderen stehen und recken die Hälse und warten, das ich ihnen die Würmer auf der Hand präsentiere oder zuwerfe. Sofort wird wild auf meine Handfläche eingehackt. Dreistigkeit siegt hier über die Hackordnung, bis die Rangniederen von den Ranghöheren schmerzhaft in die Grenzen gewiesen werden.

05/08

Sanft fallen wenige Regentropfen auf das Stein-Podest, auf dem ich sitze und sie sind auch schnell wieder verschwunden. Eine Hauch von Feuchtigkeit liegt in der Luft.

06/08

Im Hühnerstall fertig, genieße ich das Barfußlaufen im hohen, feuchten Gras. Wo das Gras so hoch steht, kann sich die Feuchtigkeit gut halten. Ich fühle mich erfrischt und lebendig.

07/08

Gegen 08:00 Uhr fahre ich mit meiner Hündin Lotte zum Spazierengehen in die Stadt. An den Teichen im Stiftsbezirk zieht dieses Schwimmpodest meine Aufmerksamkeit auf sich, denn es ächzt und stöhnt im aufkommenden Wind, scheint sich aber kaum zu bewegen. Wasserlinsen (?) haben einen grünen Teppich auf dem Teich gebildet, der mir das Gefühl von Erstarrung vermittelt. Ich will das durchbrechen, finde aber keinen Stein am Ufer auf die Schnelle. In meiner Tasche habe ich noch ein Eichelhütchen, doch es prallt, viel zu leicht, von der grünen Wasserfläche einfach ab. Ich fühle mich seltsam berührt davon und lasse mich von der intensiv schnüffelnden Lotte weiterziehen.

08/08

An der Stiftsruine entdecke ich zum ersten Mal die in Stein gemeißelten Tauben. Ich bin immer wieder sehr erstaunt, wenn ich etwas zum ersten Mal wahrnehme, was da immer schon war – seit Jahrhunderten!

Schlussgedanken

In meiner Morgenroutine mit den Hühnern war ich präsent und nahm Details der Umgebung sowie das Verhalten der Tiere wahr. Beim Barfußlaufen spürte ich die Frische des Grases. Die Beobachtung der Wasserlinsen ließ mich innehalten und über das Erstarrte nachdenken. Die Entdeckung der Tauben an der Stiftsruine überraschte mich, obwohl sie seit Jahrhunderten dort sind. Achtsamkeit zeigte sich in diesen kleinen, intensiven Momenten und ließ mich die Welt mit neuen Augen sehen. Das erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit.

Danke, dass du dir Zeit genommen hast fürs Schauen und Lesen. Nimm dir auch für dich Momente der Achtsamkeit und erlebe die kleinen Wunder im Alltag. Oder mach mit am nächsten 8ten des Monats und teile deine Momente mit uns. Hier findest du die Anleitung bei Susanne Wagner dazu, und in der Kategorie #8sammeln mehr von meinen Momenten.

4 People reacted on this

  1. Liebe Silke,

    dein Tag klingt wirklich wunderschön und in mancher Hinsicht auch ähnlich wie meiner! Deine Hühner sind bezaubernd, und dein Bericht hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie diese kleinen, achtsamen Momente uns so viel Freude bringen können.

    Herzliche Grüße, Andrea

  2. Liebe Silke
    Deine Hühnergeschichten sind einfach super! Besonders gut gefallen mir die Regentropfen, die du eingefangen hast in dem Foto von der Steinplatte. Genau so etwas inspiriert mich immer wieder, meine Sinne auch im Alltag «hervorzuholen» und mit der Fülle des Erlebens im allerkleinsten zu verwöhnen.

    «Ich bin immer wieder sehr erstaunt, wenn ich etwas zum ersten Mal wahrnehme, was da immer schon war – seit Jahrhunderten!»
    Genau so geht mir das auch und dieses Staunen trägt eindeutig dazu bei, dass ich Demut empfinde vor dem Grossen Ganzen, vor allem, was ich nicht weiss und vor allem, was definitiv wahrnehmbar ist, aber nicht beweisbar (oder bewiesen).

    Ich freue mich jeden Monat, davon zu lesen, wie du deiner Wahrnehmung vertraust und dokumentierst, was du erlebst – vielen Dank für deine Treue und Leidenschaft zum #8Sammeln.

    Es wartet so viel Staunen auf uns!
    Herzlich
    Susanne

    1. Liebe Susanne,
      danke für deinen herzlichen Kommentar und weiterhin für deine Blogparade #8sammeln. Ja, staunen ist so ein großes Geschenk an uns und dazu reicht etwas scheinbar kleines und unscheinbares – das wir besonders machen, nur in dem wir ihm Beachtung schenken.

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