Mandala – die dritte Staffel – Wenn Muster ihren eigenen Kopf haben
16. Februar 2025

Liebe/r Couchgalerie-Besucher/in,
Mandala – die dritte Staffel! Weiter geht es und mit ihr wieder neue Überraschungen. In den ersten vier Mandalas dieser Reihe wurde mir einmal mehr bewusst, wie sehr sich ein Motiv während des Entstehens verselbstständigen kann. Ideen lösen sich auf, neue Strukturen drängen sich in den Vordergrund, und am Ende bleibt oft ein Werk, das anders ist als gedacht – aber gerade deshalb spannend.
Jedes der ersten vier Mandalas erzählt seine eigene Geschichte. Mal sind es Pavianhintern, die sich zu Zwergen wandeln, mal inspiriert ein Paul-Klee-Tierkopf eine florale Jugendstilwelt. Auch die Frage nach Symmetrie und Asymmetrie begleitet mich weiterhin und sorgt für kreative Spannungsmomente. Hier nun die Mandalas der dritten Staffel im Detail.
Mandala 21/50 – 09.02.2025 – Zwischen Kontrolle und Loslassen
Manchmal entzieht sich ein Mandala meiner Kontrolle – so wie dieses. Während des Zeichnens hatte ich Momente, in denen ich es fast misslungen fand. Es wirkte unrund, nicht symmetrisch genug, und schien sich meinen ursprünglichen Vorstellungen zu entziehen. Doch nun, mit etwas Abstand, kann ich sehen, dass es genau so richtig ist, wie es geworden ist.
Vielleicht hängt dieses Gefühl auch mit den letzten Tagen zusammen. 2,5 Tage Migräne haben Spuren hinterlassen – und vielleicht auch Einfluss darauf genommen, wie sich dieses Mandala entwickelt hat. Es ist nicht perfekt, aber es trägt eine eigene Energie in sich. Ein Zeichen dafür, dass Loslassen manchmal der beste Weg ist, um zu etwas Stimmigem zu kommen.
Mandala 22/50 – 10.02.2025 – Haifisch unterm Zirkuszelt
Symmetrie und Asymmetrie – ein stiller Kampf in jedem Mandala. Ich spüre ihn immer wieder, auch in diesem hier. Ursprünglich wollte ich ein Meerestiermandala gestalten, inspiriert von einem Werbeplakat für ein Aquarium mit Meeresdinosauriern. Die Mitte begann mit einer Idee von Haifischzähnen, umgeben von Flossen und Wellen. Doch während des Gestaltens verselbstständigten sich die Formen, Anker wurden zu Monden, Linien kippten, und plötzlich sah mein Mann ein Zirkuszelt, das sich nach oben öffnet. Diese unerwarteten Wendungen liebe ich – sie bringen Lebendigkeit und Überraschung. Was mich jedoch immer wieder hadern lässt, ist die nicht gelingende Symmetrie, der unaufhörliche Versuch, Balance herzustellen.
Dann erinnere ich mich an einen Gedanken aus der arte-Serie Im Rausch der Blumen: „In der Natur gibt es keine perfekte Symmetrie, nur wir Menschen sehnen uns danach.“ Aber gerade das Unperfekte schafft Spannung und Lebendigkeit. Vielleicht ist es genau dieser Bruch, der das Mandala besonders macht. Vielleicht ist es gut so, wie es ist – lebendig, eigenwillig, ein Spiegel meiner Gedanken im Moment des Zeichnens. Und es ist wohl das schlichteste Mandala dieser Staffel – reduziert in Farben und Formen, ohne große Ausschmückung. Und vielleicht ist es genau diese Klarheit, die es so stimmig macht. Manchmal braucht es nicht mehr, sondern weniger. Dann fühlt sich alles ganz von selbst richtig an.
Mandala 23/50 – 14.02.2025- Vom Pavianpo zu den Zwergen
Manchmal nimmt ein Mandala seine ganz eigene Richtung – und genau das ist hier passiert. Ursprünglich sollte die Mitte etwas ganz anderes darstellen: einen Pavianpo! (Ja, ernsthaft, hab sogar Bilder gesucht. Dann war die Idee verworfen ;)) Während des Zeichnens verwandelte sich die Idee, die Formen entwickelten ein Eigenleben, und plötzlich blickten mich vier kleine Gesichter an. Zwerge! Eine dieser unerwarteten Wendungen, die mich immer wieder überraschen – und manchmal auch herausfordern.
Die Farbwahl und die verspielten Elemente wie Blumen und Pilze verstärken diesen märchenhaften Eindruck. Statt der wilden Exotik des Dschungels ist eine fast heitere, verspielte Waldszene entstanden. Das zeigt mir wieder: Kontrolle ist beim Mandala-Zeichnen eine Illusion. Man kann mit einer Idee starten, aber das Mandala entscheidet am Ende selbst, wohin die Reise geht. Zum Glück 😉
Mandala 24/50 – 15.02.2025 – Die aufgelöste Mitte
Manchmal beginnt ein Mandala mit einer klaren Idee, doch im Gestaltungsprozess nimmt es eine eigene Richtung. Die Mitte von Mandala 24 war zunächst inspiriert von einer Tierkopfzeichnung Paul Klees. Die rüsselartigen Formen zu beiden Seiten sind noch ein Echo dieser Inspiration, doch dann übernahm die Pflanzenwelt. Linien und Formen wucherten organisch weiter, bis schließlich florale Ornamente und verspielte Verzweigungen das Bild bestimmten.
Dabei erinnert das Mandala an ein Fenster, vielleicht sogar an ein Jugendstil-Glasfenster, das von Ranken und Ornamenten umschlossen wird. Die Mitte, ursprünglich prägnant gedacht, scheint sich im Gesamtbild zu verlieren – oder vielmehr: Sie löst sich auf und wird Teil eines größeren Ganzen. Diese Verschmelzung von ursprünglicher Absicht und intuitiver Entwicklung ist ein Prozess, der mich immer wieder überrascht und herausfordert.
Mandala 25/50 – 16.02.2025 – Die zwei Seiten
Mandala 25 markiert die Halbzeit der dritten Staffel – und bringt ein mir vertrautes Stilmittel ins Spiel: die Zweiteilung des Gesichts. Dieses Motiv habe ich bereits häufig in meinen Weibsbeuteln verwendet. Die Inspiration dazu stammt aus Das kleine Engelbuch von Michael Blum und Uwe Seidel, genauer gesagt von der Darstellung „Michael von nebenan“. Ich liebe dieses Buch! In meinem Mandala wird daraus eine lichtvolle Figur mit Flügeln, umrahmt von warmen und kühlen Farbtönen, die zwischen Sonnenkraft und Himmelsschweben balanciert.
Die geteilte Gesichtshälfte eröffnet mehrere Deutungsmöglichkeiten: Tag und Nacht, Licht und Schatten, zwei Seelen in einer Brust? Die Antworten bleiben offen, während die Figur mit sanftem Lächeln und ausgebreiteten Flügeln eine einladende Ruhe ausstrahlt. Ein passender Moment, um auf die ersten 25 Mandalas zurückzublicken und mit Neugier nach vorne zu schauen.
Mandala 26/50 – 18.02.2025 – Passionsfrucht und Prinzip
Die Farben dieses Mandalas erinnerten mich sofort an eine Passionsfrucht – das frische Grün der Blätter, das satte Gelb und Blau der Blütenmitte und die pinken Akzente. Obwohl ich nicht bewusst mit dieser Assoziation gearbeitet habe, gefällt mir die Verbindung. Eine Frucht, die für ihren intensiven Geschmack bekannt ist, trifft auf ein Mandala, das ebenfalls Lebendigkeit und Fülle ausstrahlt.
Die pinken Spitzen und Knospen stechen hervor und setzen einen starken Kontrast. Sind sie zu dominant? Vielleicht. Doch das bleibt so – kein Nachbessern am nächsten Tag, das ist mein Prinzip. So bewahrt jedes Mandala seine eigene Dynamik, seine Eigenwilligkeit. Und manchmal entwickeln sich gerade aus solchen unerwarteten Akzenten die spannendsten Bilder.
Mandala 27/50 – 23.02.2025 – Ran ans Steuerrad!
Ein Steuerrad als Mandala-Mitte – die Idee sprang mir beim Blättern in einem Buch direkt ins Auge. Die Form strahlt für mich Klarheit und Richtung aus, fast wie eine Einladung, den eigenen Kurs bewusst zu setzen. Umgeben ist das Rad von Glocken, die klingen, als würde ein Schiff feierlich auf seine Reise geschickt. Die kräftigen Pinktöne setzen einen festlichen Akzent und lassen die Bewegung lebendig wirken.
Dieses Mandala erinnert mich daran, dass es immer wieder Momente gibt, in denen man das Steuer selbst in die Hand nehmen muss. Die See mag unruhig sein, aber das eigene Gespür für den richtigen Kurs bleibt. Vielleicht geht es genau darum – sich dem Ungewissen zu stellen, die Richtung zu bestimmen und mit festem Griff neue Wege zu erkunden.
Mandala 28/50 – 03.03.2025 – Der Hasenkreis
Mandala 28 ist eine bewusste Einladung in die Welt des Frühlings. Die sechs Hasen in Braun-Rot bilden einen verspielten Kreis um die Mitte, eingerahmt von leuchtendem Grün und floralen Elementen. Ihre langen Ohren und aufmerksamen Blicke verleihen dem Bild Dynamik – als würden sie sich in einem fröhlichen Reigen bewegen. Die gelben Karottenformen in der Mitte verstärken das Thema und lassen an die erwachende Natur denken.
Der grüne Rand wirkt wie ein Blätterkranz, der das Bild zusammenhält und die frühlingshafte Stimmung unterstreicht. Es ist ein Mandala voller Lebendigkeit, das nicht nur Bewegung, sondern auch Vorfreude auf die kommenden Monate ausstrahlt.
Mandala 29/50 – 06.03.2025 – Verspielt ins Tun kommen
Manchmal braucht es keinen großen Plan, nur den ersten Strich. Mandala 29 ist aus einem freien Tun heraus entstanden – ohne vorherige Idee, ohne festgelegtes Konzept. Die Farben haben sich nach und nach gefunden, Formen haben sich gefügt. Ursprünglich waren die mittigen Herzen in einem sanften Rosa gehalten, doch das wirkte zu blass, zu unentschlossen. Also wurde aus der Zurückhaltung eine kräftigere Nuance, die sich nun harmonisch ins Gesamtbild einfügt.
Das Mandala wirkt verspielt, lebendig und fast tänzerisch. Blumenartige Elemente verbinden sich mit kräftigen Farben, geometrische Muster verleihen Struktur. Ein schönes Sinnbild dafür, dass nicht immer alles durchdacht sein muss, um zu passen. Manchmal entfaltet sich ein Bild einfach im Prozess – so wie dieser Moment kreativen Schaffens, der jetzt als Mandala 29 seinen Platz in der Serie gefunden hat.
Mandala 30/50 – 08.03.2025 – Ein violetter Abschluss
Mit Mandala Nr. 30 schließt sich die dritte Staffel – und es fühlt sich genau richtig an. Diesmal bin ich einen anderen Weg gegangen: Zuerst kamen die Farben, dann die Muster. Eine umgekehrte Herangehensweise, die dem Bild eine besondere Tiefe verleiht. Violett spielt dabei eine zentrale Rolle – inspiriert von einem Tag voller achtsamer Momente, in denen ich dieser Farbe bewusst nachgespürt habe. So wurde das Mandala nicht nur ein gestalterischer Abschluss, sondern auch ein stimmiger Übergang.
Liebe/r Couchgalerie-Besucher/in,
Es ist immer spannend zu sehen, wie sich der eigene Prozess verändert. Manchmal folgt er vertrauten Mustern, manchmal entwickelt er sich weiter. Mit diesem Mandala habe ich nicht nur eine neue Technik ausprobiert, sondern auch gespürt, dass es Zeit ist, die dritte Staffel abzurunden. Ein würdiger Schlusspunkt, bevor sich der Blick nach vorne richtet.
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